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Apfelwein nun immaterielles Kulturerbe in Deutschland!

Die Deutsche UNESCO-Komission hat "die handwerkliche Apfelweinkultur" in das Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Damit erfährt nicht nur das Kultgetränk der Hessen besondere Würdigung, sondern besonders auch das dazugehörige Handwerk und Wissen über die Erhaltung der Streuobstwiesen.

Die Streuobstwiese ist das den Odenwald prägende Landschaftsbild. Die Bewirtschaftung der Streuobstbestände erfolgt in der Regel über Generationen durch Familien, die die Leidenschaft zum Apfel und Apfelwein teilen. Auch Vereine und Keltergemeinschaften engagieren sich. Neben den ortsansässigen Keltereien wird auch gerne im kleinen Stil im Hof Apfelwein gekeltert - frisch und regional.

 

Wir sind stolz auf unser gutes Stöffche und seinen neuen Titel!

www.unesco.de/.../immaterielles.../apfelweinkultur

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Streuobstwiesen im Odenwaldkreis für die Zukunft erhalten

Ein Odenwald ohne Streuobstwiesen? Das können sich sicherlich viele Odenwälderinnen und Odenwälder nicht vorstellen. Wenn es jedoch nach einer Studienarbeit einer Kasseler Studentin geht, könnte dieses Szenario im Odenwaldkreis Realität werden. Sofern nicht umgehend umfassende Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Sie läuten mit ihren Blüten den Frühling ein und markieren mit ihren reifen Früchten den Herbstbeginn. Sie prägen die kulturelle Identität unserer Region, versorgen uns mit gesunden Lebensmitteln, dienen uns als Erholungs- und Inspirationsort. Sie sind Rückzugsorte zahlreicher heimischer Tier- und Pflanzenarten. Mit dieser Beschreibung sollte spätestens jetzt jeder Leserin und jedem Leser deutlich werden, dass Streuobstwiesen mehr sind als nur ein paar alte Obstbäume auf einer einsamen Wiese.

„Streuobstwiesen sind aus dem Landschaftsbild und Kulturleben des Odenwaldes nicht wegzudenken. Dennoch steht es nicht gut um sie und das wohl nicht erst seit Neustem“, so die Studentin Ana Stephan. Frau Stephan studiert den Masterstudiengang „Ökologische Landwirtschaft“ an der Universität Kassel und ist in Bad König aufgewachsen. Obwohl sie seit einigen Jahren vorerst in Kassel und nun in Köln lebt, hat es sie für eine Studienarbeit in den Odenwaldkreis zurückgezogen: „Der Odenwald ist meine Heimat. Ich fühle mich den Menschen, den Traditionen und der Landschaft sehr verbunden und freue mich immer wieder auf die Heimatbesuche.“

Während dieser letzten Besuche sei ihr aber der schlechte Zustand der Streuobstwiesen vermehrt aufgefallen. Wohl auch deswegen, weil sie durch ihr Studium eine präzisere Wahrnehmung für die Landschaft entwickelt habe. Nach einer kurzen Recherche wurde ihr schnell deutlich, dass aktuelle Informationen über Odenwälder Streuobstwiesen nur begrenzt verfügbar seien. Bis auf einige Online-Artikel und zwei bis drei Webseiten von lokalen Organisationen ließe sich nur schlecht einschätzen, wie es um die Streuobstwiesen im Odenwaldkreis tatsächlich aussehe. Da sie sowieso auf der Suche nach einem Thema für eine Studienarbeit war, nahm Frau Stephan dies zum Anlass sogenannte „Experteninterviews“ mit lokalen Akteurinnen und Akteuren zu führen, die im Streuobst aktiv sind. Fünf Interviews mit insgesamt acht Personen führte sie dafür digital durch. In den Interviews wurde über den Zustand der Streuobstwiesen, Bedrohungen für das Streuobst und über Wissens- und Handlungslücken für den Streuobstwiesenerhalt gesprochen. „Die Interviews waren sehr interessant und erkenntnisreich. Die Akteurinnen und Akteure waren für das Thema sehr offen und haben mein Vorhaben begrüßt“, resümiert Ana Stephan die Interviews. Generell habe sie auch bemerkt, dass es ein großes Bedürfnis gab über das Thema zu reden. Teilweise herrschte ein großer Frust über die aktuellen Entwicklungen im Streuobst, teilweise aber auch ein ansteckender Optimismus und Tatendrang.

Im Zuge ihrer Arbeit hatte sie auch frühzeitig Kontakt zum Kreisverband Odenwald-Dieburg für Obstbau, Garten- und Landschaftspflege aufgenommen, um sich über den Zustand des Odenwälder Streuobstes aus Sicht des regionalen Fachverbandes zu informieren. Der Kreisverbandsvorsitzende Hans Helmut Börner (Reichelsheim) und Geschäftsführer Werner Geidel (Bad König) waren darüber sehr erfreut und haben Frau Stephan aktuelle und historische Unterlagen über das Thema zur Verfügung gestellt. Damit sich Frau Stephan einen eigenen Eindruck verschaffen konnte, wurden Streuobstflächen im Mümling- und Gersprenztal besucht. Dabei auch ein Abstecher auf eine Neuanpflanzung von Hochstämmen der Kelterei Krämer in Beerfurth. Dort sind Wildblumen mit eingesät, die den Insekten Nahrung bietet und diese auch für die Bestäubung der dort gepflanzten Apfelbäume anlocken soll. Man war sich einig, dass Streuobst ohne Verwertung in einer ortsnahen Kelterei keine Zukunft hat. Während es im Mümlingtal keine Kelterei mehr gibt, sind es an der Gesprenz noch vier.

Trotz dieses Positivbeispiels wurde in den Interviews weniger optimistisch über den aktuellen Zustand der Streuobstwiesen gesprochen. Es habe sich schnell ein klares Bild abgezeichnet. Alle interviewten Personen hätten einen maroden Zustand der Streuobstwiesen beschrieben. Bis auf einige Inseln, wo besonders aktive Menschen die Wiesen pflegen würden. „Besonders biologische Faktoren wie die Mistel, Krankheiten und Schädlinge setzen den Bäumen stark zu. Klimatische Veränderungen führten in den letzten drei Jahren zu besonders gestressten und anfälligen Bäumen und einem schwachen Unterwuchs. Aber auch eine mangelnde Wirtschaftlichkeit und die daraus resultierende fehlende Pflege sind nach Meinung der Interviewten nicht zu unterschätzende Bedrohungsfaktoren. Es wird im Angesicht des Klimawandels immer umständlicher Streuobstwiesen zu pflegen und obendrauf rentiert es sich wirtschaftlich nicht“, so die Studentin. Dennoch gäbe es im Odenwaldkreis einige Menschen, die dem Streuobst beim Zerfall nicht tatenlos zuschauen würden. Insbesondere aus dem zivilen Bereich würden sich Einzelpersonen, Gruppen oder lokale Unternehmen für die Streuobstwiesen engagieren z.B. durch aktive Pflegearbeiten, dem Organisieren von Lehrgängen, dem Pflanzen neuer Bäume oder durch Bildungsarbeit.

In diesem Kontext bedauerten die Interviewten jedoch häufig, dass eine aktive Beteiligung der politischen und kommunalen Ebene fehle. Die Zukunft der Streuobstwiesen läge weitestgehend in den Händen Freiwilliger, die in ihrer Freizeit Streuobstwiesen pflegen würden. Betrachte man dann die Altersstruktur in einigen aktiven Gruppen, könnte es in einigen Jahren so gut wie keine Freiwilligen mehr in diesem Bereich geben, da viele altersbedingt wegfallen würden. „Die Expertinnen und Experten waren sich fast allesamt einig, dass das Thema Streuobst stärker in dauerhafte, kommunale Strukturen implementiert werden muss. Dafür bedarf es aber an mehr technischem Fachwissen des Verwaltungspersonals, was nach Einschätzung der Interviewten aktuell nicht ausreichend vorhanden ist“, erläutert Ana Stephan. Auch müsse auf Landesebene daran gearbeitet werden Fördergelder im größeren Umfang praxisgerecht zur Verfügung zu stellen, sowohl für Landwirtinnen und Landwirte als auch für Privatpersonen. Ohne Fördergelder ginge es sowieso nicht mehr, da Streuobst gegenüber herkömmlichem Tafelobst nicht wettbewerbsfähig sei, so die Studentin. Nach Meinung einiger Interviewten sei es deswegen auch wichtig besondere Vermarktungsstrukturen im Odenwaldkreis aufzubauen, die die Bevölkerung für den Kauf von regionalen Streuobstprodukten anregen.

So viel zu den langfristigen Maßnahmen. Kurzfristig sei es besonders dringlich den aktuellen Bestand durch aktive Pflegearbeiten zu sichern, sprich durch Mistelentfernungen, Erziehungs- und Verjüngungsschnitte, Neupflanzungen und Weideschutz. Teilweise sei es auch wichtig Bäume, die mit Misteln und schwarzem Rindenbrand stark befallen und nicht mehr zu retten sind, zu roden und sachgerecht zu entsorgen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Große Hoffnung in Sachen Streuobst wird im Odenwaldkreis in den Landschaftspflegeverband gesteckt, der sich aktuell in Gründung befindet. Frau Stephan beobachtete jedoch geteilte Meinungen über den Verband unter den interviewten Expertinnen und Experten. Einige würden in ihm einen erfolgsversprechenden Fördergeld-Erwerber sehen. Andere hingegen fürchten, dass der Verband das Streuobst nicht zu seinen Hauptthemen machen werde oder aufgrund von finanziellen Engpässen nur begrenzt handlungsfähig sein werde. Doch auch die Studentin Ana Stephan steht dem Landschaftspflegeverband positiv gegenüber: „Der Verband ist ein Schritt in die richtige Richtung. Er hat das Potenzial Maßnahmen im Streuobst zu bündeln, zwischen unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren zu vermitteln und die Bevölkerung für den Naturschutz allgemein zu sensibilisieren. Dennoch ist zu beachten, dass der Verband neben dem Streuobst auch weitere wichtige Themen bearbeiten wird und sich nicht im Alleingang um die Streuobstwiesen kümmern kann. Demnach ist es umso wichtiger auch in der Verwaltung personelle und finanzielle Ressourcen für das Thema bereit zu stellen. Nur eine breite Beteiligung und aktive Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure kann das Streuobst für die Zukunft erhalten. Es ist an der Zeit aktiv zu werden. Viel Zeit bleibt leider nicht mehr.“

Text: Stephan Geidel und Hans Helmut Börner

Vollständige Projektarbeit "Streuobstwiesen im Odenwaldkreis" mit freundlicher Genehmigung von Frau Ana Stephan

Foto zeigt Frau v. l. nach r.: Frau Stephan, Frau Braun (Kelterei Krämer) und Herrn Börner

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Mit dem eigenen Obstbaum die Apfelallergie vergessen

Foto: Armin Treusch

Jeder Fünfte in den westlichen Ländern hat eine Nahrungsmittelunverträglichkeit - und es werden täglich mehr. Besonders unschön ist die Apfelallergie - heißt es doch „ein Apfel am Tag vertreibt Kummer und Plag“ oder „an apple a day keeps the doctor away“. Wie kann etwas so Gutes wie ein echter Odenwälder Apfel schädlich sein und krank machen? Keine Sorge: die Odenwälder Äpfel sind nicht die Schuldigen! Es sind die Neumodischen Geschmacklosen. Ihnen wurden die Polyphenole abgezüchtet, damit sie gefälliger schmecken. Leider entstehen dadurch häufig Allergien. Diese Erfahrung machten unzählige Freiwillige, die sich am Projekt „Allergiker helfen Allergikern“ des  BUND Lemgo  beteiligen. Schnell stellten sie nämlich fest, daß einige der alten einheimischen Sorten, die auf den Obstwiesen wachsen, keine Reaktion auslösten - außer einem genußvollen Aaaaah!

Alte Obstsorten liefern nicht nur gesunde, vitaminreiche Früchte zum Frischverzehr, für Säfte und Trockenobst, sie werden von Allergikern auch wesentlich besser vertragen als Neuzüchtungen aus intensivem Anbau. Wer beim Genuss des Golden Delicious aus dem Supermarkt mit schwellenden Schleimhäuten oder asthmatischen Beschwerden zu kämpfen hat, sollte - evtl. unter ärztlicher Aufsicht - einen Versuch mit unbehandelten Äpfeln heimischer Streuobstwiesen wagen, deren Allergengehalt in Sorten wie zum Beispiel Gravensteiner oder Goldparmäne wesentlich niedriger ist.

Ein höherer Gehalt an Polyphenolen entwickelt nach Untersuchungen der Forschungsanstalt Geisenheim eine schützende Wirkung bei Krankheiten wie Darmkrebs, Alzheimer, Rheuma oder Arthritis. Polyphenol ist der Stoff, aus dem das Knackige, Fruchtige, Säuerliche der Äpfel gemacht ist. „Die Großen Fünf“ - Golden Delicious, Braeburn, Granny Smith, Jona-gold und Cox Orange - wurden für die sogenannten 70%-Leckermäulchen gezüchtet: nicht zu sauer, nicht zu herb, nicht zu kräftig. Sondern angenehm und langweilig. Und polyphenolarm.

Der Gegenspieler ist der Boskoop: er hat viel Polyphenol, und damit auch viel Charakter - man muß ihn mögen, muß ihn sich erobern. Der BUND Lemgo hat die Frage der Apfelverträglichkeit sehr ausführlich erforscht. Demnach sind die alten Sorten Altländer Pfannkuchenapfel, Goldrenette, Freiherr von Berlepsch, Gravensteiner, Jonathan, Landsberger Renette, Minister von Hammerstein, Roter Berlepsch, Roter Boskoop, Schöner aus Boskoop, Weißer Klarapfel und Wintergoldparmäne für Allergiker gut verträglich. Zugleich entdeckte man viele für Diabetiker gut geeignete Apfelsorten: Alkmene, Champagner Renette, Gelber Edelapfel, Idared, Lanes Prinz Albert und Ontario; länger gelagerte Äpfel sind für Diabetiker besser geeignet, weil der Zuckergehalt während der Lagerung abnimmt.

Infos:

  • Projekt „Allergiker helfen Allergikern
  • BUND Lemgo: www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html
  • ca. 4000 potentielle Allergene: www.alles-zur-allergologie.de
  • Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) www.daab.de
  • Allergieportal www.aktionsplan-allergien.de
  • Bundesamt f. Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) www.bvl.bund.de
  • Alte Obstsorten erhalten! www.pomologen-verein.de 
  • NABU - Goldparmäne statt Granny Smith: www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst/sorten/15184.html
  • Streuobstwiesenretter: www.streuobstwiesenretter.de
  • Förderverein Odenwälder Apfel e.V.: www.odenwaelder-apfel.de mit Adressen von Direktvermarktern, Obst- und Gartenbauvereinen, Baumschulen (Rubrik Handwerksbetriebe)

Text: Marieta Hiller

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Streuobstwiesenpflege

Unsere Umwelt verliert immer mehr an Artenvielfalt; moderne landwirtschaftliche Geräte setzen andere Flächengrößen voraus. So verändern sich durch notwendige gesteigerte Effektivität und veränderte Tierhaltung oft auch die Bewirtschaftungsformen; die Flächen werden größer, einseitiger und vielfach im Jahr genutzt und es bleiben immer weniger Rückzugsmöglichkeiten für Tiere und Insekten.

Auf den Streuobstwiesen sind die kleinteiligen Strukturen oft noch gegeben und sie werden von den verschiedensten Tierarten bevölkert, aber auch hier hat sich die Pflege der Wiesen verändert. Viele Streuobstwiesen werden nicht mehr beweidet und den landwirtschaftlichen Betrieben fehlen die passenden Geräte zur Bearbeitung kleiner Flächen mit Baumbestand.

Pflege ist jedoch generell wichtig, um ein Verbuschen von Wiesen zu vermeiden, die Bäume gesund und entsprechend zugänglich zu halten und das Obst ernten zu können. Wer sich selbst um seine Obstwiesen kümmert hat sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.

Um die Streuobstwiesen als Lebensräume mit großer Artenvielfalt für Flora und Fauna zu erhalten, gibt es im Hinblick auf die Häufigkeit der Mahd, den richtigen Zeitpunkt sowie das Gerät und den Umgang mit dem Grasschnitt vieles zu beachten.

Der Lebensraum der Tiere ist in unterschiedlichen Zonen der wachsenden Wiese zu verorten. Entsprechend den Entwicklungsstadien vieler Insekten und Tiere oder ihrer generellen Bedürfnisse an den Lebensraum und die Ernährung leben diese im Boden, bodennah, in der Krautzone oder sie besuchen die Blüten zum Nektar- und Pollensammeln.

Der Einsatz unterschiedlicher Mähgeräte wirkt sich mehr oder weniger gefährlich auf die Tiere und ihre Entwicklungsstadien aus. Auch die nachfolgende Bearbeitung des Mähgutes hat Auswirkungen.

Unterschieden wird bei den Mähgeräten in zwei Hauptgruppen:

1.     Schneidetechniken

Sense, Fingerbalkenmähwerk, Doppelmessermähwerk (= schneidende Werkzeuge ohne nachfolgende Zerkleinerung des Schnittgutes)

2.     Rotationstechniken

-        Trommel-, Kreisel- und Scheibenmähwerk, die das Mähgut nicht zerkleinern
-        Schlegel- und Sichelmulcher mit Zerkleinerung des Mähgutes

Rotationsmähgeräte haben für die Lebewesen auf der Wiese den Nachteil, dass beim Mähen durch hohe Drehzahlen der Messer eine große Sogwirkung erfolgt und somit die Tiere in die Maschine eingesogen werden.

Mit nachfolgendem Aufbereiter, der das Mähgut nach Schnitt nochmal knickt oder quetscht, haben auch blütenbesuchende Insekten wie Bienen oder Hummeln großen Schaden zu erwarten; werden sie erfasst, überleben sie es nicht oder sind nachfolgend flugunfähig. Bei Einsatz eines Kreiselmähers ohne Aufbereiter werden deutlich weniger Tiere geschädigt. Generell stellt der Einsatz eines Aufbereiters eine große Gefährdung für alle Tiere und deren Entwicklungsstadien dar.

Die größten Verluste erleidet die Tierwelt bei Einsatz von Mulchgeräten, bei denen der Sog ebenso groß ist wie bei den bereits genannten Rotationsmähtechniken und die Tiere durch die zusätzliche Mähgutzerkleinerung wenig Überlebenschancen haben. Vorteil von Mulchgeräten ist, dass nachfolgend kein Schnittgut abgefahren werden muss, da die Zersetzung relativ schnell erfolgt und das Schnittgut wieder durchwachsen werden kann. Bei Einsatz von Mulchgeräten sollte bestenfalls in mehreren Abschnitten gemäht werden. (Anmerkung: Verbleibt das Schnittgut nach dem Mulchen auf der Fläche, führt dies zu einem Nährstoffeintrag. Hierdurch wird die Wiese gedüngt, was nach und nach zu einem Rückgang der Artenvielfalt bei den Wiesenpflanzen führen kann. Möchte man die Artenvielfalt der Wiesenpflanzen fördern, ist in der Regel ein Abtransport des Schnittgutes von der Fläche zu empfehlen. Ob die Bäume auf einer Streuobstwiese ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden, kann über die Analyse des Bodens mittels Bodenprobe geklärt werden. Gegebenenfalls können diese bei Bedarf gedüngt werden.)

Die schonendste Technik für die Fauna der Wiesen sind dementsprechend Mähgeräte mit Schneidetechniken; bei einer Schnitthöhe über 10cm werden zudem die Tiere der unteren Schichten geschont.

Unter folgendem Link sind Informationen zu „Mähtechnik und Artenvielfalt“ der Landwirtschaftlichen Beratungszentrale Schweiz zu finden:

https://www.bienen.ch/fileadmin/user_upload_relaunch/Dokumente/Maehtechnik-Artenvielfalt-Artikel.pdf

Die Bayrische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege hat in Ihrer Zeitschrift „Anliegen Natur“ einen sehr lesenswerten Artikel zur „Wirkung des Mähens auf die Fauna der Wiesen – eine Literaturauswertung für den Naturschutz“ veröffentlicht:

https://www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/doc/an36208van_de_poel_et_al_2014_mahd.pdf

Und auf der Schweizer Internetseite von Birdlife gibt es ein Merkblatt zum Thema “Ungemähte Streifen in Wiesen verbessern die Lebensbedingungen für Kleintiere“ viele Informationen über den Lebensraum Wiese für Insekten und Tiere:

https://www.birdlife.ch/de/content/ungemaehte-streifen-wiesen-verbessern-die-lebensbedingungen-fuer-kleintiere --> pdf herunterladen

Um eine bestmögliche Entwicklung der Tiere auf der Wiese zu gewährleisten, ist es sinnhaft, diese nicht mehr als 2-3 mal im Jahr zu mähen. Empfohlen wird die erste Mahd ab Mitte Juni, wenn die ersten Entwicklungsstadien vollzogen sind, bzw. Eier gelegt sind; die zweite Mahd im August.

Beim Mähen sollte von innen nach außen oder von einer Seite zur anderen gemäht werden, um den Tieren eine Rückzugsmöglichkeit während des Mähens zu lassen. Bestenfalls wird die Wiese in mehreren Abschnitten gemäht und vielleicht ein Streifen als Rückzugsmöglichkeit für die Tiere stehen gelassen. Zur Entwicklung über eine Vegetationsperiode hinweg – oder zur Überwinterung.

Denn auch im nächsten Jahr soll es noch summen brummen und lebendig sein auf unseren Streuobstwiesen.

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Sie suchen Obst- und Gartenbauvereine in Ihrer Nähe?

Hier finden Sie die richtigen Ansprechpartner, die mit Rat und Tat zur Seite stehen! Stand Juli 2020

Die Klärung allgemeiner Sachfragen, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, Unterstützung und fachkundige Beratung in Sachen Obst- und Gartenbau sowie der Landschaftspflege zählen zu den Leistungen der ortsansässigen Obst- und Gartenbauvereine und des Kreisverbandes.

Die Ziele sind klar definiert: Förderung des Obst- und Gartenbaues, Pflege und Erhaltung der Gartenkultur, Pflege und Erhaltung von Streuobstwiesen und alten Obstsorten, Landschaftspflege, Natur- und Umweltschutz.

Wer sich nicht nur beraten lassen, sondern gerne selbst aktiver Teil eines Obst- und Gartenbauvereines werden möchte, ist herzlich dazu eingeladen sich bei den entsprechenden Vorstandsmitgliedern  zu melden.

Adressen der Obst- und Gartenbauvereine des Kreisverbandes Odenwald-Dieburg:

Verein

Vorsitzender

Adresse

Telefon

Bad König

Werner,

Geidel

Höhenstr. 17

64732 Bad König

06063-1889

Beerfelden

Gerd,

Zimmermann

Waltenbacher Weg 45

64760 Oberzent

06068-2259

Brensbach

Frank

Knöll

Karl-Schäfer-Str. 22 64395 Brensbach

1719304704

Brombachtal

Herbert,

Schäfer

Martin.-Luther-Weg 1

64753 Brombachtal

06063-913210

Brombachtal

Werner,

Krämer

(Rechner)

Hauptstr. 85

64753 Brombachtal

06063-2287

Fr.-Crumbach

Bruno,

Jöckel

(2.Vorsitzend.)

Klostergasse 3

64407 Fr.-Crumbach

06164-3765

Fr.-Crumbach

Helmut,

Keil

(Rechner)

Römersberg 3

64407 Fr.-Crumbach

06164-3658

Hainstadt

Kai-Heinz,

Horn

Weinbergstr. 19

64747 Breuberg

06165-6751

Heubach

Erwin

Kircher

Am Dorfbrunnen 5

64823 Gr.-Umstadt

06078-9676118

Höchst

Bernd,

Jöckel

(Ansprechpartner)

Dusenbacherstr. 8

64739 Höchst

06163-938043

Neustadt/R. Br.

Erich,

Stütz

Forsthausstr. 20

64747 Breuberg

06165-2671

Niedernhausen

Helmut,

Arras

Lindenstr.19

64405 Fischbachtal

06166-323

Reichelsheim

Peter,

Hörr

Guldenstr. 6

64385 Reichelsheim

06164-912400

Reichelsheim

Iris,

Krichbaum

(Schriftführerin)

 

Guldenstr. 8

64385 Reichelsheim

06164-2859

Reinheim- Ueberau

Robert,

Loschek

Am Schwimmbad 14

64354 Reinheim

06162-1492

Sandbach

Dr. Christa, Schlesinger

Kreuzfeldstr. 10

64747 Breuberg

06163-5717

Schaafheim

Holger,

Dieter

Im Herrngarten 29

64850 Schaafheim

06073-88914

Streuobstfr.

Lützelbach

Michael,

Raitz

Angelhofstr. 20

64750 Lützelbach

09372-4266

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Kalbfleischapfel: Obstsorte des Jahres

Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald präsentiert jährlich eine einheimische alte  Obstsorte, deren Erhaltung ein besonderes Anliegen ist.  Gemeinsam mit den Mitgliedskommunen, den Streuobstwiesenrettern und örtlichen Partnern unterstützt der Geopark den Erhalt dieser Sorten. Neben ihren wohlschmeckenden Früchten stehen heimische Sorten für biologische Vielfalt, für bunte Streuobstwiesen, sie sind robust, an die Standortbedingungen angepaßt und haben kurze Transportwege bis zum Endverbraucher.

In diesem Jahr ist die Wahl auf den Kalbfleischapfel gefallen, zugleich Lokalsorte 2019 des Hessischen Pomologenvereins.  Diese südhessische Lokalsorte gedeiht derzeit nur noch an ganz wenigen Standorten. Dies wird sich nun ändern, denn der Geo-Naturpark läßt allen 102 Mitgliedskommunen auf Wunsch ein Kalbfleischapfel-Bäumchen zukommen. Am Felsenmeer-Informationszentrum wurde im April ein solcher Baum gepflanzt, Martin Schaarschmidt von den Streuobstwiesenrettern (siehe Foto) erläuterte dazu: der Baum ist drei Jahre alt und soll 80 bis 100 Jahre alt werden. In den ersten zehn Jahren muß er kräftig zurückgeschnitten werden, damit zuerst die Baumkrone stark heranwächst. Erst dann geht es ans Äpfelernten. Mit 7-8 Jahren kann der Baum die erste Ernte liefern.

Erhalten blieb die Sorte nur deshalb, weil die Streuobstwiesenretter und der Pomologenverein insgesamt drei Altbäume im Raum der südhessischen Lokalsorte ausfindig machen konnten, die alle drei um die 100 Jahre alt waren. Es wurden Reiser geschnitten und in einer Baumschule bei Heidelberg veredelt, so daß nun junge Kalbfleischapfelbäumchen verfügbar sind.

Die Früchte werden ab Mitte September reif und können bis Februar gelagert werden, sind druckfest und saftig süß-sauer. Wer nun im Geschäft gezielt nach alten regionalen Obstsorten fragt, hilft mit dabei, den Erhalt dieser Sorten zu sichern. Die Keltereien vor Ort bieten oft Saft und Wein aus regionalen Sorten an. Wer selbst einen Apfelbaum pflanzen möchte, sollte ebenfalls regionaltypische Sorten wählen. Infos zur Auswahl und Pflege sowie zur Verwertung von Obst gibt es bei den Streuobstrettern.

Text: M. Hiller

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Bienen – die unverzichtbaren Bestäuber der Obstblüte

Bienen sind die fleißigen Lieschen der Bestäubung. Ein einzelnes Volk Honigbienen kann am Tag bis zu 3 Millionen Obstblüten bestäuben. Damit sind sie unverzichtbar für die Bestäubung der Apfel- und Streuobstblüten. Ohne Biene gibt es nur wenig Obst. Durch das Aufstellen von Honigbienenvölkern kann man  entgegenwirken und für einen sicheren Ertrag sorgen, sofern das Wetter mit einer sicheren frostfreien Wetterlage mitspielt. Die Honigbienen werden durch wilde Bestäuber unterstützt. Viele unterschiedliche Insektenarten, wie Wildbienen, Hummeln, Käfer, Fliegen Schmetterlinge und auch Vögel tragen zur Bestäubung der Obstblüten bei. Dieses Zusammenspiel an vielfältigen Bestäubern ermöglicht einen guten Ertrag und ein funktionierendes Ökosystem. Mit der Umsetzung von Blühstreifen, Nistmöglichkeiten für wildlebende Bestäuber, Hecken und blühenden Stillegungsflächen kann jeder einen Beitrag dazu leisten den Bienen und anderen Bestäubern eine sichere Lebensgrundlage zu schaffen.

Text: Anja Herrmann

Foto: Anja Herrmann

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Laubholzmistel: stark schädigend für Streuobstbestände und muss bekämpft werden

Der Förderverein Odenwälder Apfel e.V. widmet der Mistel 2019 einen eigenen Themenschwerpunkt, denn die Laubholzmistel breitet sich seit den 1990er Jahren aufgrund mangelnder Pflege von Streuobstbeständen stark aus. Auch der Klimawandel trägt zur Verbreitung bei. Die Laubholzmistel ist entgegen einem sich hartnäckig haltenden Irrglauben nicht geschützt und darf bzw. sollte entfernt werden. Ihre Bekämpfung dient nicht nur dem Erhalt der vorhandenen Obstbaumbestände, sondern auch dem Schutz von Neuanpflanzungen. Mehr Informationen dazu finden sich auf der NABU-Internetseite www.nabu.de unter dem Suchbegriff „NABU-Infopapier zu Misteln in Streuobstbeständen“.

Die Mistel wird von Baum zu Baum übertragen, indem Vögel die Beeren fressen und wieder ausscheiden. Befallene Bäume sollen daher großzügig ausgeschnitten werden, um die Misteln ganz zu entfernen. Sollte das Ausschneiden der Misteln z.B. an Starkästen nicht möglich sein, so kann man die Mistel auch nur abbrechen. Dies ist jedoch dann alle ein bis zwei Jahre zu wiederholen, da die Misteln an diesen Stellen wieder austreiben. Bei sehr starkem Befall kann ein Sanierungsschnitt ohne Aussicht auf Erfolg sein. Hier bietet es sich an den Baum soweit zurückzuschneiden, sodass nur noch Stamm und Ansätze der Leitäste verbleiben. Dadurch bleibt zumindest ein Teil des Baumes als Lebensraum z.B. für Insekten und Spechte erhalten. Der Rückschnitt befallener Äste sollte zudem nur im unbelaubten Zustand (Oktober bis Februar) durchgeführt werden, um keine nistenden Vögel zu stören.

Ohne Rückschnitt sterben stark befallene Bäume häufig schon nach wenigen Jahren ab, infizieren vorher aber noch die Bäume in ihrer Umgebung. Vorsicht beim Schneiden: Beeren fallen ab und wurzeln wieder neu! Alte Bäume von 80 Jahren oder älter werden gern befallen, hinzu kommt, dass die Mistel trockene Sommer gut übersteht und sich so weiter verbreitet.

Austausch von befallenen Bäumen und Neuanpflanzungen fehlen vielerorts inzwischen ganz. Ordentlich geschnittene Bäume regenerieren sich in der Regel recht gut und ihre Lebensdauer kann dadurch zum Teil deutlich verlängert werden. Allerdings sollten die Bäume jährlich kontrolliert und nachgepflegt werden, um gegebenenfalls wieder austreibende Misteln erneut zu entfernen. Auf der Streuobstwiese werden vor allem die Apfelbäume von Misteln befallen. Allerdings gibt es inzwischen bereits Standorte bei denen sich die Mistel auch auf anderen Obstarten wie Birnen, Mirabellen und Zwetschen angesiedelt hat.

Verwahrloste Baumbestände führen zu starker Verbreitung der Laubholzmistel. Besitzer oder Pächter, die sich nicht selbst um die Pflege ihrer Baumbestände kümmern können, sollten sich dringend beraten lassen. Auch Kommunen, die meist Flächen mit Obstbäumen haben, suchen oft Unterstützung und sind dankbar für entsprechende Veranstaltungen wie z.B. Schnittkurse durch Fachwarte, bei denen sozusagen als Nebeneffekt die Bestände gepflegt werden. In den letzten Jahren absolvierten zahlreiche Fachwarte eine fundierte Ausbildung, die durch den Verein mitgetragen wird. Die Etablierung einer Fachwartgruppe im Verein ist initiiert und die Mistelproblematik steht auch hier mit hoher Priorität auf der Agenda. Für die nächste Saison sind Baumschnittaktionen geplant, um sanierungsbedürftigen Beständen ein Überleben zu sichern. Interessierte Baumbesitzer und Kommunen können hierzu gerne Kontakt mit dem Verein über info@odenwaelder-apfel.de aufnehmen.

Artikel: Odenwälder Apfel

Mistelbefall: Schädigung des Apfelbaumes bishin zum Absterben. Foto: Anja Bitsch

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Ein Plädoyer für alte Sorten - Allergiker profitieren von Produkten regionaler Obstwiesen

Die Streuobstwiese ist prägender Bestandteil der Odenwälder Kulturlandschaft. Sie dient zahlreichen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum und Wanderern als Ort der Erholung.

Klassischerweise findet man auf der Streuobstwiese eine reiche Auswahl an robusten, klimafesten und wenig pflegeaufwendigen Obstsorten. Dazu gehören Apfel, Birne, Pflaume und Kirsche und einige mehr. Besonders beim Apfel gibt es eine Sortenvielfalt, die vom Tafel- über den Back- bishin zum Wirtschafts- und Mostapfel reicht. Gerade die Klassiker, also all jene Sorten die über Generationen auf diesen Wiesen angepflanzt worden sind, gelten als besonders wertvoll und bekömmlich. Sie sind reich an Polyphenolen, die als bioaktive Substanzen gelten.

Von diesen alten Sorten, wie z.B. dem Weißen Winterglockenapfel oder dem Roten Boskoop, können auch Menschen, die die neuen Tafelsorten aus dem Supermarkt nicht vertragen, profitieren.
Der BUND Lemgo befasst sich seit 2005 mit dieser Thematik und stellt auf seiner Internetseite http://www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html interessante Informationen zusammen.

Dort gibt es auch eine Sortenliste mit Angaben zur Verträglich- bzw. Unverträglichkeit verschiedener Apfelsorten und zum Teil auch mit den zugehörigen Analysewerten zu den Polyphenolen.

Sortenliste 2018 vom BUND Lemgo

Glockenäpfel
Foto: Anja Bitsch

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Tierische Schädlinge in der Streuobstwiese

Fotos: Anke Braun

In den Streuobstwiesen unserer Region sind vorrangig tierische Schädlinge von Bedeutung. Schädlinge, die vor allem im Plantagenanbau Schaden anrichten, werden wir hier weniger intensiv betrachten, da sie das Streuobst eher unerheblich schädigen, bzw. auf den Streuobstwiesen aufgrund der natürlich vorkommenden Nützlinge wenig Schaden anrichten. Größere Bedeutung wird den baumschädigenden Insekten beigemessen, die vor allem jungen Bäumen großen Schaden zufügen und bis zum Absterben dieser führen können. Die Bekämpfung mit Pflanzenschutzmittel lassen wir bis auf die Erwähnung  biologisch verträglicher Mittel und Pheromonfallen außen vor, da wir in der Streuobstwiese keinen Einsatzort für Insektizide sehen. Sie würden das Mikroklima der Streuobstwiese empfindlich stören und unsere wichtigen Nützlinge oft ebenso bekämpfen wie die Schädlinge – zudem das Nahrungsangebot für die Nützlinge verringern. Die Artenvielfalt würde durch Einsatz von Insektiziden empfindlich gestört werden. Hingegen werden im Hinblick auf die vorbeugende Bekämpfung die Nützlinge kurz vorgestellt.

Eine Vielzahl unserer Schädlinge sind Schmetterlinge. Sie durchlaufen vier Entwicklungsstadien – Ei, Raupe, Puppe und Falter. Die Raupe ist das eigentliche Fressstadium des Schmetterlings. Die Schäden entstehen durch Raupenfraß. Die Schmetterlinge (Imagines) nutzen die Bäume – vor allem deren Blüten – nur als Lebensraum und Lieferanten von Nektar. Wirtschaftlich bedeutende Schädlinge der Schmetterlinge sind neben evtl. dem Frostspanner vor allem der Apfelwickler – die Obstmade und als sehr schädigend für die Bäume, da holzschädigend, das Blausieb und der Weidenbohrer. Weitere vor allem holzschädigende Schädlinge sind die Holzbrütenden Käfer, wie der ungleiche Holzbohrer und der Obstbaumsplintkäfer.

Zunächst widmen wir uns den tierischen Schädlingen, die den Ertrag schmälern; vor allem frucht- und blütenschädigende Insekten: Apfelwickler, Apfelschalenwickler, Apfelblütenstecher, Apfelsägewespe. Sie ziehen zwar zum Teil auch die Bäume in Mitleidenschaft, richten jedoch selten ernsthafte Schäden an. Danach betrachten wir die Schädlinge, die wie der Frostspanner, Blattläuse, Blutlaus den Baum schwächen oder wie die folgend genannten den Baum ernsthaft schädigen:, ungleicher Holzbohrer, Blausieb oder Kastanienbohrer, Weidenbohrer, Obstbaumsplintkäfer, Wühlmaus, Kaninchen und Rehe.

Tierische Schädlinge in der Streuobstwiese - PDF

Artikel: Anke Braun

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Alte Apfelsorten und ihre Reifezeit

Apfelsorten in unserer Region

Dieses Mal beschäftigen wir uns mit Sorten, die auf den Streuobstwiesen des Odenwaldes zu finden sind. Wir bezeichnen sie als "Alte Sorten", da sie aus einer Zeit vor der systematischen Obstzüchtung stammen. Einige sind seit Jahrhunderten bekannt und es wird vermutet, dass ihr Ursprung bis ins Mittelalter oder darüber hinaus zurückreicht.

Brettacher

Wir beschreiben in unserem Sortenflyer 15 dieser Alten Sorten in ihrem typischen Erscheinungsbild, mit Verwendungseignung und Reifezeitpunkt. Betrachtet werden Apfelhochstämme, die sich für die Streuobstwiesen eignen.

ALTE APFELSORTEN - PDF

Vorzüge alter Sorten

Ein Vorzug der alten Sorten ist die Diversität in Geschmack und Nutzungsmöglichkeit. Eine Vielfalt an Aromen und Fruchteigenschaften ermöglichen unterschiedlichste Verwendungszwecke als Tafelapfel, Backapfel, Mostapfel oder als Apfel zum Einkochen und Dörren.

Bei der Herstellung von Apfelsaft und Apfelwein spielt diese Vielfalt eine Große Rolle. Neben den sortentypisch wohlschmeckenden und süßeren Äpfeln sind auch die säurereichen, bitterstoffhaltigen Wirtschaftsobstsorten wichtig, die in der Gesamtheit der verarbeiteten Äpfel bei Saft und Wein für ein ausgewogenes Säure-Zucker-Verhältnis und einen vollmundigen Geschmack sorgen.

Berner Rosenapfel (Foto: Hans Vogler)

Für säuerliche oder auch leicht bittere Geschmacksnoten sind abgesehen von den Fruchtsäuren Inhaltsstoffe wie Pflanzenphenole verantwortlich. Sie können eine leicht zusammenziehende Wirkung haben, die meist durch Phenolsäure ausgelöst wird. Sie regeln unter anderem die Oxidation der Früchte bei Anschnitt, die Braunfärbung - da dies bei modernen Züchtungen unerwünscht ist, sindPhenole weitestgehend aus der Frucht herausgezüchtet. Auf die menschliche Gesundheit haben die Phenole eine positive Auswirkung. Vor allem die Flavonoide haben eine antioxidative Wirkung. In Untersuchungen zu Apfelallergien wird ein Zusammenhang von allergischer Wirkung bestimmter Apfelsorten und dem entgegen der Verträglichkeit von Sorten mit hohen Polyphenolanteilen bei Allergikern beobachtet.

Die neueren Züchtungen gängiger moderner seit 1920 gezüchteten Sorten haben gemeinsam, dass sie Nachfahren  einer oder mehrerer von nur 6 verschiedenen Stammsorten sind. Sie sind als Einkreuzungen, oft mehrfach, in fast 500 modernen Apfelsorten zu finden. Dies führt zu einer genetischen Verarmung. Die „Alten Sorten“ waren auf vielen Wegen nach Europa gekommen und mit immer neuen Sorten aus dem Ausland erweitert. Sie stellen ein genetisches Potential dar, das über Jahrhunderte hinweg von unseren Vorfahren selektiert und entwickelt wurde. Ausgestattet mit einer Vielfalt an Baumeigenschaften und Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten, die zudem meist polygen im genetischen Erbgut veranlagt sind. Bei neueren Züchtungen liegen die Resistenzen auf wenigen oder einzelnen Genen und sind leichter vom Schaderreger zu durchbrechen.

Für die Zukunft ist die Vielfalt an genetischem Material der „alten Sorten" von großer Bedeutung für die Züchtung neuer gesunder Sorten. Mit dem großen genetischen Schatz der Sortenvielfalt kann auch neuen Anforderungen an unsere Obstbäume begegnet werden.

Unterscheidung in Tafeläpfel, Wirtschaftsäpfel - Lageräpfel, Mostsorten

Tafeläpfel sind Äpfel, die aufgrund ihrer guten Eigenschaften direkt und ohne weitere Zubereitung verzehrt werden können. Es sind meist Äpfel von gutem Geschmack, aromatisch und angenehm von den Eigenschaften des Fruchtfleisches.

Verarbeitung Wirtschaftsäpfel (Foto: Claudia Mayer)

Wirtschaftsobst bezeichnet Obst, welches weiter verarbeitet wird oder als Tafelobst nicht geeignet ist, wie z. Bsp. auch Fallobst. Es wird im Haushalt genutzt zum Kochen, Backen oder Haltbarmachen sowie weiter zu Saft oder Wein verarbeitet oder auch als Tierfutter verfüttert.

Lagerobst kann Tafel- oder Wirtschaftsobst sein – es muss nur lagerfähig sein. D.h. seine Eigenschaften bei Einlagerung über mehrere Wochen oder Monate behalten oder sogar das Aroma erst auf dem Lager richtig entfalten.

Reines Mostobst bezeichnet Sorten, die aufgrund ihres Geschmackes oder Fruchteigenschaften sich für die Herstellung von Apfelsaft oder Apfelwein eignet. Hier werden oft auch säure- oder phenolhaltige Sorten verwendet, die vor allem dem Apfelwein einen besonderen Geschmack verleihen.

Erkennen der Apfelreife

Die Reifezeit des Apfels kann durch unterschiedliche Kriterien bestimmt werden. Eine gute Fruchtreife ist äußerlich an der Grundfarbe der Früchte festzustellen. Sie ändert sich von blaugrün bei Unreife in gelblich grün bis gelb bei Reife; die Deckfarbe von bläulich rot, rotbraun zu einem kräftigen rot oder hellrot. Im Inneren sind die Samenkerne bei Reife dunkelbraun, das Fruchtfleisch wird gelblich oder weiß – bei Unreife ist es grünlich.  Die Baumreife ist erreicht, wenn die Frucht sich gut vom Ast lösen lässt. Das Reifehormon Ethylen ist für diesen Prozess verantwortlich. Nicht direkt erkennbar ist der Stärkegehalt der Früchte. Die Stärke ist bis zur Reife größtenteils abgebaut und beim Stärketest am aufgeschnittenen Apfel nur noch im Bereich der Schale vorhanden. Nicht zu verwechseln mit Reife ist der vorzeitige Fall von Äpfeln, die bereits einen Schaden haben, bspw. durch Insekten oder durch einen Sonnenbrand. Dieser vorzeitige Fruchtfall kann unter Umständen auch erst spät erfolgen, ist jedoch nicht zwingend ein Zeichen von Fruchtreife.

Der Geschmack ist bei Unreife als grasig zu bezeichnen, das Aroma ebenso. Bei fortschreitender Reife wird er neutral bis im Apfel zur Reifezeit das sortentypische Aroma ausgebildet wird. Da der Zuckergehalt im Apfel bei Reife aufgrund des Stärkeumbaus am höchsten ist, fördert dies ebenso einen angenehmen Geschmack zur Reifezeit. Bei Lagerung der Früchte kann je nach Sorte mit einem gewissen Anteil an Stärke geerntet werden. Der Umbau der Reststärke in Zucker findet auf dem Lager statt. In der Verarbeitung zu Saft und Wein ist Stärke in nicht umgebauter Form nachteilig. In Verbindung mit Eiweißanteilen des Apfels kann dies zu einer nachträglichen Trübung führen. Zudem fehlt dem Saft der Zucker und die Saftausbeute ist geringer.

Wichtigkeit von Reifezeit

Ertrag: Das Fruchtwachstum der Äpfel hält an bis zur Baumreife, d.h. dem Zeitpunkt zu dem der Apfel von alleine fällt oder sich leicht vom Baum lösen lässt. Das bedeutet bei einer frühzeitigen Ernte einen Verlust an Ertrag. Einzig Temperaturen unter 10°C schränken das Wachstum der Äpfel ein.

Geschmack und Aroma: Die Stoffwechselvorgänge im Apfel sind verantwortlich für die innere Reife der Äpfel. Nach Erreichen eines Höhepunktes der Inneren Prozesse – die sogenannte Klimax - wandeln sich aufbauende Vorgänge in abbauende um. Zu diesem Zeitpunkt findet die stärkste Aromaausbildung statt. Ein zu frühes Pflücken  bedeutet den Verlust an Aroma. Die Früchte bilden sogar noch über diesen Zeitpunkt hinaus bis zur Baumreife – den Zeitpunkt, zu dem sich die Früchte leicht vom Baum lösen lassen - Aroma aus. Sollen Äpfel direkt verzehrt oder verarbeitet werden, so sollten sie bestenfalls bei Erreichen des Maximums der inneren Prozesse oder sogar danach – bei Baumreife – geerntet werden. Für die Lagerung von Äpfeln bietet sich ein Pflücken kurz vor Erreichen der Klimax an. Die Lagerfähigkeit ist dann bei ausreichender Aromaausbildung gut. Aber auch für die Lagerung gilt, dass sich ein zu frühes Ernten ungünstig auswirkt – abgesehen von grasigem Geschmack können die Äpfel hierbei auf dem Lager vorzeitig schrumpfen und sind anfälliger für Stippigkeit und Schalenbräune.

Inhaltsstoffe: Das Zuckermaximum im Apfel ist bei Baumreife erreicht – zu diesem Zeitpunkt sind die Sim Apfel enthaltenen Stärken größtenteils zu Zucker umgewandelt und es kann sich ein geschmacklich angengehmes Zucker-Säure-Verhältnis einstellen. Vitamin C in Form von Ascorbinsäure steigt bis zur Ernte an und ist umso höher in der Frucht, je mehr besonnte Blätter am Baum zur Verfügung stehen. Ein Kriterium für ausreichende Abstände zwischen den Bäumen und Pflegemaßnahmen wie regelmäßiges Schneiden.

Entstehung der Sorten

Namentlich bezeichnete Sorten waren bereits Jahrhunderte v. Chr. bekannt – sie wurden nach ihrem Standort oder dem Besitzer benannt. Die Vermehrung erfolgte zunächst nur generativ, d.h. mittels Sämlingsvermehrung oder Auslese. Greift man auf diese Art der Vermehrung zurück, führt das jedoch fast ausschließlich zu genetisch neuen Individuen, da die Muttersorte bekannt ist, der Pollenspender aber in der Regel nicht. Trotz Weiterführung des Namens kam es also zu unterschiedlichen Eigenschaften der Sorten innerhalb eines „Sortennamens“.

Die heute gebräuchliche vegetative Vermehrung bestimmter Kultursorten mittels Veredelung war bei uns erst in späterer Zeit bekannt. Bereits bei den Persern und Syrern war der Obstbau Teil der Kultur. Von dort aus wurde das Wissen nach Griechenland und später zu den Römern verbreitet. Die Römer waren vertraut mit der Vermehrung durch Pfropfen und Okulieren und führten ihre Kultursorten in Gallien und Germanien ein. Unsere in Europa angebauten Apfelsorten werden zum größten Teil durch das genetische Erbe dieser Sorten bestimmt. Bei der Veredelung werden definierte Partner gezielt zusammengefügt. Eine Unterlage, die ausschließlich für den Wurzelaufbau zuständig ist, wird mit einem einjährigen Trieb der gewünschten Edelsorte ca. 10-15 cm über dem Wurzelstock veredelt. Die Edelsorte ist zumeist für den Stamm und den Kronenaufbau zuständig.

Für die hier betrachtete Baumform der Hochstämme in extensiv genutzten Streuobstwiesen kommt bestenfalls eine Sämlingsunterlage mit den entsprechenden Eigenschaften zum Einsatz. Sie sorgt für ein gesundes Wachstum, eine starke Verwurzelung in der Erde und somit eine gute Versorgung von Baum und Früchten aufgrund ihrer tiefen Wurzelgründung. Sie ist zudem mitverantwortlich für Wuchsstärke, Lebensdauer des Baumes, die Fruchtgröße und sogar deren Inhaltsstoffe wie bspw. den Säuregehalt der Früchte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde begonnen, bewusste Kreuzungen herbeizuführen, sogenannte Kombinationszüchtung. Ausgewählte Muttersorten werden mit ausgewählten Vatersorten befruchtet, um gezielt Eigenschaften der Elternsorten in die Nachkommen einzuzüchten. Es war der Beginn einer systematischen Obstzüchtung, wie sie dann jedoch erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts existiert.

ALTE APFELSORTEN - PDF

Artikel: Anke Braun

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Literaturempfehlung zur Pflege von Streuobstbäumen

Der Landschaftspflegverband Aschaffenburg e.V. hat eine praxisorientierte Broschüre mit dem Titel "Pflanzung und Pflege von Streuobstbäumen" herausgegeben. Der Autor Alexander Vorbeck behandelt speziell die Pflanzung von Hochstämmen und relevante Schnitttechniken.

Die Broschüre ist bestellbar bei:

Schlaraffenburger Streuobstagentur
Tel.: 06029/99 56 44
Fax: 06029/99 56 99
E-Mail: birgit.gemmecker@schlaraffenburger.de

Die Broschüre als pdf-Ansicht finden Sie hier: https://schlaraffenburger.de/cms/component/content/article/42-obstbaumschnitt/102-pflanzung-und-pflege-von-streuobstbaeumen.html 

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Mistelbefall von Streuobstbäumen

Der immergrüne Schmarotzer

Foto: Anke Braun

Vielerorts ist in unserer Region ein zunehmend starker Befall von Misteln an Apfelbäumen zu beobachten. Da der Apfelbaum häufig Wirtsbaum der Laubholzmistel ist, sind inzwischen ganze Streuobstanlagen befallen, die nicht mehr einer regelmäßigen Pflege unterliegen. Der Befall ist vor allem im Winter gut sichtbar, wenn das Laub abgeworfen wurde und die immergrünen Misteln gut zu erkennen sind. Oft lässt sich das Bild eines scheinbar geschlossenen grünen Kronenbewuchses erkennen. Einige Bäume sind so stark befallen, dass sie im Winter hierdurch belaubt erscheinen. Bei zu starkem Befall kann der Baum stark geschädigt werden. Es kann sogar zum völligen Absterben des Baumes kommen.

Hier geht's zum vollständigen Artikel!

Artikel: Anke Braun

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Sie prägt das Odenwälder Landschaftsbild

Die Streuobstwiese gehört zu den gefährdeten Biotopen in Mitteleuropa

Auf dieser Obstwiese auf dem Wambolder Sand stehen viele Hochstämme mit alten, für die Region typischen Obstsorten. Außerdem finden hier Vögel, Fledermäuse und Insekten ein Zuhause. Foto: Erik Erstfeld

ODENWALD (er). In dieser Ausgabe der Odenwälder Kartoffelsupp geht es dem Förderverein Odenwälder Apfel e.V. um eines seiner Herzensanliegen – die Erhaltung und Pflege der Streuobstwiesen. Herzensanliegen deshalb, weil in Zeiten der Plantagenwirtschaft und Monokulturen die arbeitsintensive Pflege von Hochstämmen bei weitgehendem Verzicht von Herbiziden und Insektiziden nicht gerade wirtschaftlich ist. Und doch sprechen viele Gründe dafür, sich für den Erhalt dieses artenreichen Ökosystems einzusetzen.

Die Streuobstwiese ist die traditionelle Form des Obstbaus. Hier stehen ganz unterschiedliche, hochstämmige Obst- und Nussbäume zwischen Stauden und Sträuchern, Gräsern und Jungpflanzen. Der moderne, intensive Obstanbau ist dagegen von niederstämmigen Obstsorten in Monokultur geprägt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Obstwiesen stark dezimiert. Heute gehören sie zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas.

Für die Streuobstwiese eignen sich vor allem Hochstämme mit widerstandsfähigen Obstsorten, die den jeweiligen Gegebenheiten hervorragend angepasst sind. Die Sortenvielfalt hat daher auch im Odenwald einen ausgeprägten regionalen Bezug. Die alten Obstsorten sind gegenüber Krankheiten und Schaderregern besonders robust. Die Streuobstwiese bildet einen wichtigen Lebensraum für Vögel, Fledermäuse und Insekten. Obstwiesen sind wesentlich artenreicher als Plantagen und selbst biologisch bewirtschaftete Niederstamm-Anlagen. Für viele mitteleuropäische Vogelarten sind die alten Streuobstbestände mit ihrem Höhlen- und Totholzreichtum ideale Brutstätten, die dort reichlich vorhandenen Spinnen, Insekten und Tausendfüßler liefern unseren gefiederten Freunden reichlich Nahrung.

Wir empfehlen in diesem Zusammenhang die Arte-Dokumentation „Das Karussell des Lebens“ über die Streuobstwiese. Man findet sie auf Youtube. Noch besser ist es allerdings, die Schuhe zu schnüren und wachen Auges die Obstwiesen im Odenwald zu begehen. Einige Organisationen, z.B. verschiedene NABU-Gruppen, bieten geführte Wanderungen an, bei denen die Teilnehmer für das, was sie da sehen und hören, sensibilisiert werden und interessante Informationen erhalten.

Quelle: Odenwälder Kartoffelsupp

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Pflanzung von Obstbäumen

Bewahrung des Odenwälder Landschaftsbildes durch Erhalt der Streuobstwiesen

Hans-Joachim Vogler demonstriert den Wurzelschnitt. Foto: Petra Vogler

(er). Streuobstwiesen sind für das Landschaftsbild des Odenwaldes charakteristisch. Es ist ein unverwechselbares Erlebnis hier während der Apfelblüte unterwegs zu sein oder das Jahr über zu beobachten, wie das Obst auf den Bäumen wächst und reift. Die Pflanzung hochstämmiger Obstbäume mit den alten Sorten ist deshalb ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung dieser Kulturlandschaft. Die durch Pflanzung entstehenden Streuobstwiesen sind von hoher ökologischer Bedeutung. Sie stellen den Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen dar und tragen so zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Abgesehen davon: Eigenes Obst ernten und verwerten ist ein einmaliges Erlebnis und führt uns zu unseren Wurzeln zurück.

Die beste Pflanzzeit für Obstbäume ist der Herbst, da sich im Winter schon Wurzeln bilden können. Doch wie wird richtig gepflanzt?

Für die Pflanzung in der Landschaft werden stark wachsende Bäume mit einer Sämlingsunterlage empfohlen. Vor der Pflanzung sollte der Platzbedarf und notwendige Grenzabstand zu Waldrändern und Hecken bedacht werden. Dadurch entstehen gute Voraussetzungen für eine gute Obstqualität sowie ein geringer Krankheits- und Schädlingsdruck. Von anerkannten Baumschulen erhält man sortenechtes und virusfreies Pflanzmaterial.

Die Pflanzgrube sollte einen Durchmesser von etwa 100 Zentimetern und eine Tiefe von rund 50 Zentimetern haben. Die Grubensohle wird aufgelockert, um das Wurzelwachstum zu fördern. Der Baumpfahl wird vor dem Setzen ungefähr 15 Zentimeter vom Stamm entfernt in Richtung Südwest eingerammt. Bei ballenlosen Pflanzen werden die verletzten und vertrockneten Wurzeln entfernt. Der Baum wird so tief gepflanzt, dass sich die Veredelungsstelle 10 Zentimeter über dem Boden befindet. Für den Wühlmausschutz wird in die Pflanzgrube ein Drahtkorb eingebaut, der oben gut verschlossen sein muss. Mit einem Kokosfaserstrick wird dann der Baum am Pfahl befestigt und der Stamm vor Verbiss mit einer Drahthose geschützt. Der Pflanzschnitt für den Kronenaufbau wird bei einer Herbstpflanzung erst im Frühjahr ausgeführt. Besonders wichtig ist das Angießen nach der Pflanzung, um die Wurzeln gut einzuschlämmen. Für die weitere Pflege sollte in den ersten fünf Jahren eine Baumscheibe von 100 cm Durchmesser sowie eine Gießmulde erhalten bleiben.

Bei der Sortenauswahl ist der Verwendungszweck von Bedeutung. Alle frühen Apfelsorten haben nur eine kurze Lagerfähigkeit. Bei Spätsorten ist der richtige Erntezeitpunkt für eine lange Lagerung wichtig.

So weit die Theorie. Entscheidet man sich, mit dem Anbau von Obst anzufangen, empfiehlt sich eine Mitgliedschaft im örtlichen Obst- und Gartenbauverein. Hier gibt es wertvolle Tipps für die Praxis und auch das eine oder andere Obstgehölz wird unter einander ausgetauscht. Sehr gerne hilft Hans Helmut Börner (hanshelmut.boerner@web.de), der erste Vorsitzende des Kreisverbandes OGL Odenwald. Er leitet auch gerne eine Liste mit Beschreibungen der verschiedenen Obstsorten per E-Mail weiter.

Quelle: Odenwälder Kartoffelsupp

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Der Apfel - seine Anfänge und seine Anhänger

Was macht eigentlich ein Pomologe?

Die ältesten Apfelfunde in Deutschland sind ungefähr 6000 Jahre alt. Bei Heilbronn wurden sie entdeckt und von den so genannten „Bandkeramikern“, der ältesten bäuerlichen Kultur der Jungsteinzeit, dort hinterlassen. Des Weiteren fand man Spuren vom historischen Holzapfel auch in den Pfahlbauten am Bodensee, in der Schweiz und in Österreich. Schon die Kelten dörrten ihn für ihre Vorratshaltung. Dann, während der Kreuzzüge, erfuhr der Apfel durch Tausch der Sorten eine überraschende Vielfalt. So kennt man seit dem 16. Jahrhundert den Roten Eiserapfel, die Herbstparmäne, den Königlichen Krummstiel, die Goldparmäne und den Weißen Winterkalvill. Zuerst war die göttliche Frucht nur den kirchlichen und weltlichen Würdenträgern vorbehalten und wuchs in hochherrschaftlichen Gärten. Auf Apfelklau stand bisweilen die Todstrafe. Dann stieg der Apfel mit seinen wichtigen Nährstoffen für das Volk hinab in die Gärten der Bauern, wo er 200 Jahre später nicht mehr wegzudenken war. Und plötzlich der runde Roller rückte ins Interesse der Forscher. Die mittlerweile in großer Vielfalt auftretende Frucht musste kategorisiert und verzeichnet werden. Die Kenner probierten einen Saftigen, zeichneten einen Rotbackigen, beschrieben einen Buntgeflammten und notierten die Lagereigenschaften. Der Pomologe war geboren.

Das Veredeln wurde zum Sport der Wissenschaftler, man kreuzte und verbesserte. Die neu gezüchteten Äpfel wurden nach ihren „Vätern“ oder nach Herkunftsorten benannt. Kaiser Wilhelm oder Brettacher sind zwei Beispiele hierfür. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten sich die Äpfel den wirtschaftlichen Erfordernissen der Tafelobstproduktion unterwerfen. Übrig blieben der fad – süße Delicious, der krachsaure Granny Smith, der zähnebrechende Braeburn und die geschminkte Pink Lady. Die reiche Vielfalt musste dem schönen Schein weichen. Heute sind die Pomologen unersetzbar: Sie sammeln, was noch zu sammeln ist, bewahren, was bewahrt werden kann, hüten und pflegen. Nach aus der Literatur und dem Volksmund bekannten Obstsorten wird gefahndet. Längst verschwunden geglaubte Sorten konnten so wieder gefunden werden. Schnuppern, probieren und vergleichen. Emsig und schwierig ist die Arbeit des Pomologen. Er verfasst Anleitungen zum richtigen Anbau am richtigen Ort und hilft den einheimischen Sorten wieder auf die Beine. So trägt er mit seiner akribischen und leidenschaftlichen Arbeit zum Erhalt der Artenvielfalt auf den Streuobstwiesen bei.

Quelle: Typisch Odenwald, Sonderbeilage des Vereins

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Großalarm im Bienenschwarm?

Ohne Imker, kein Obst oder der Mensch als Regulativ im Ökosystem Obstwiese

Foto: Hans Helmut Börner

Die Imkerei ist eine der ältesten Kulturtechniken des Menschen. Schon um 2400 v. Chr. sind in Mesopotamien Bienenzüchter nachgewiesen. Unter den deutschen Imkern betreiben ungefähr 99 % diese Passion als Hobby oder Nebenerwerb. Lediglich 200 Personen verdienen ihr tägliches Brot hiermit. Ein wesentliches Problem ist der Nachwuchs. Dem Internet – Lexikon Wikipedia zu Folge liegt das Durchschnittsalter der Imker bei weit über 60 Jahren. „Dies ist prinzipiell eine massive Bedrohung“, sagt der Hobbyimker Peter Walberg aus Rehbach, „denn es gibt ja Gegenden, in denen die Wanderimkerei Tradition hat. Die Kollegen werden dafür honoriert, dass sie ihre Völker zur Blütenbestäubung auf die Obstwiesen bringen. Die Honiggewinnung ist hier eher ein angenehmer Nebeneffekt.“ Woran liegt´s? Hierüber zu spekulieren ist müßig und ändert nichts an der Tatsache. Fest steht jedenfalls, dass die Imkerei nur von Erfolg gekrönt ist, wenn man Beständigkeit und eine besondere Liebe zur Natur einbringt. Ohne Bienen kein Obst? In den USA hat der Rückgang der Populationen bereits dramatische Ausmaße angenommen. Keiner weiß genau, warum dies so ist und wohin die Bienen verschwinden. Jedenfalls schlägt sich dort die Misere bereits in der Wirtschaft nieder, ist doch ein Drittel aller frischen Nahrungsmittel von den süßen Summern und ihrer Bestäubungskunst abhängig.

Wie man aus den Medien vernehmen kann, ist wohl auch in Deutschland ein Rückgang der Völker zu verzeichnen. Der Einsatz von Pestiziden und die Genmanipulation werden oft als Grund angeführt. Doch das wahre Problem scheint eher der Rückgang der Bienenzüchter zu sein. Der Job ist etwas aus der Mode gekommen und wirkt auf manchen vielleicht angestaubt: „Aber das ist er nicht“, protestiert Walberg, „denn die Imkerei hat Vorteile, die man auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt. Seit ich mich um meine Bienen kümmere, verstehe ich viel mehr über Wetterfolge, Blütenzyklen und die Natur in unserer Gegend. Dass man ein wenig investieren muss, das ist klar. Ich glaube auch, dass der Begriff Desinteresse ein wenig hinkt. Früher sah man Bienenstöcke viel öfter. Bauern waren auch Imker. Das hat gewaltig nachgelassen. Somit fehlt jungen und interessierten Menschen die Möglichkeit der Kontaktaufnahme.“ Wen sollen sie fragen? Da kommen nun die Imkerverbände ins Spiel, die angehende Kollegen und alle Interessierten gerne mit Informationen versorgen. „Wer sich einmal von den Bienen hat gefangen nehmen lassen, kommt von ihnen nicht mehr los. Er erfährt den Umgang mit den kleinen Flügelwesen als Bereicherung seines Lebens“, heißt es in der Veröffentlichung „Faszinierende Bienenwelt“ des Deutschen Imkerbundes. So leiste die Biene einen unverzichtbaren Beitrag für die Natur, für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt und das Funktionieren einer gedeihlichen Landwirtschaft. Alles Schönfärberei? Mitnichten, hier kommen Tatsachen auf den Tisch. Denn Honig können wir jederzeit importieren, die Bestäubungsleistung der Bienen jedoch nicht. Aber auch andere Faktoren sprechen für das Hobby der Imkers: In einer Zeit, in der allenthalben Hektik, Stress und beruflicher Druck unser Leben bestimmen, findet man im jahreszeitlichen Umgang mit Bienen gelassene Ruhe und eine gewisse Friedfertigkeit. „Entschleunigung“ heißt das Zauberwort zurzeit. Somit ist die Imkerei neben ihrer Bestandssicherung für die Obstwiesen auch eine spannende Erholung und Freizeitbeschäftigung. Und nebenbei gibt es noch leckeren Honig, der gerade im Odenwald immer mehr Liebhaber findet. Infos erteilt:

Karlheinz Wamßer

Im Kimbachtal 51
64732 Bad König

Tel. 06066-1330
E-Mail: khwamsser@t-online.de

Quelle: Typisch Odenwald, Sonderbeilage des Vereins

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Vom Werden und Vergehen einer uralten Kulturpflanze: der Wild-Apfel

Foto: Armin Treusch

Jedes Jahr wird eine einheimische Baumart zum Baum des Jahres (siehe www.baum-des-jahres.de) gewählt. Der Förderverein Odenwälder Apfel e.V. freute sich besonders, daß im Jahr 2013 der europäische Wildapfel (malus silvestris) zum Baum des Jahres gewählt wurde. Den Apfelbaum kennt jeder, aber nur die wenigsten haben schon einen Wildapfelbaum gesehen. Er ist eine der seltensten Baumarten, stark gefährdet und meist unauffällig am Waldrand zu finden.
Unser Kulturapfel stammt jedoch nicht von diesem Wildapfel, auch Holzapfel genannt, ab.
Vielmehr wird er nach neueren Genabgleichen von kaukasischen, zentralasiatischen und ukrainischen Wildapfelsorten abgeleitet. Ursprünglich - man weiß nicht wann und bei welcher Gelegenheit - könnte der Kulturapfel aus Asien kommen, vielleicht auf Handelswegen als begehrtes lebensverlängerndes Heilmittel. Das Erbgut des europäischen Wildapfels malus silvestris jedoch findet sich nur in sauren kleinen Mostäpfeln wieder, aber die Menschen müssen sie bereits in vorgeschichtlicher Zeit gegessen haben: in Pfahlbauten und bei den Griechen und Römern sind Funde verzeichnet. Die Römer hatten schon etwa 30 Sorten Kulturäpfel gezüchtet, die sie mit in ihre Provincia Germania brachten und dort auch heimisch machten. Denn die Germanen kauten damals noch immer lustlos auf sauren Miniäpfeln herum.
Es kamen Zeiten, vor allem nach der Völkerwanderung und zu Zeiten Karls des Großen, da gab es unzählige Apfelsorten. Heute finden sich in Deutschland 4000 Apfelsorten. Doch die Hochzeit des Kulturapfels haben wir schon längst hinter uns gelassen: 70% des deutschen Apfelmarktes werden von Golden Delicious, Jonagold und Red Delicious versorgt. All die anderen Sorten sind entweder nicht robust genug, zu pflegeintensiv oder nicht makellos genug. Das Konzept der Streuobstwiese, über viele Jahrhunderte im Odenwald gepflegt, verliert an Substanz. In den 1960er Jahren brachten Rodungsprämien vielen Wiesen das Ende.
Die einstige Sortenvielfalt aber bot nicht nur viele gute Eigenschaften wie Pilzresistenz oder antiallergene Wirkung, die den drei bis fünf heute gängigen Tafeläpfeln fehlen, sie hatte auch dafür gesorgt, daß das ganze Jahr Äpfel verfügbar waren. Äpfel aus einheimischem Anbau versteht sich, nicht aus Neuseeland importiert. Es gab Sorten, die schon im Juli reif waren wie der Klarapfel. Und es gab Sorten, die man im November ernten konnte wie den Ontario. Waren diese aufgegessen, dann holte man die Lagersorten auf den Tisch: den Zigeunerapfel oder Roter Eiser, der in Erdmieten bis zum übernächsten Sommer halten konnte! Der rote Herbstkalvill dagegen konnte nur bis in den Dezember gelagert werden, dann verdarb er schnell. Deshalb bekamen die Kinder früher zu Nikolaus und zu Weihnachten glänzende rote süße Äpfel geschenkt. Andere Lageräpfel konnten bis in den Mai hinein aufbewahrt werden.
Notwendig dazu war jedoch ein kühler Erdkeller, in dem das Apfelbett aufgestellt war: Horden aus Holz, mit Farnwedeln ausgelegt, auf die die Äpfel vorsichtig und berührungsfrei gelegt wurden. Bevor sie verdarben, wurden sie zu Apfelmus oder Kompott gekocht, zu Most gepreßt oder als Apfelringe getrocknet. Das ist heute den meisten Apfelgenießern viel zu viel Arbeit, und kaum jemand hat noch einen kühlen Erdkeller.Und so gehen wir in den Supermarkt, kaufen Äpfel vom anderen Ende der Welt und kauen lustlos auf makellos aussehenden, aber langweilig schmeckenden Früchten herum. Wie hatten es die Germanen damals doch gut: ihre Äpfelchen schmeckten wenigstens krachsauer...

Artikel: Marieta Hiller

Weitere Artikel von Marieta Hiller finden Sie hier: www.felsenmeerdrachen.<wbr />de/das-<wbr />maerchenschatzkaestlein/